Hannibal Rosselli - Professor der Krakauer Akademie und Verfasser des "Pymander" (Hannibal Rosselli - professor of the Cracov Academy and author of "Pymander")
DOI:
https://doi.org/10.15633/fhc.1370Keywords:
Hannibal Rosselli, professor, Krakauer Akademie, PymanderAbstract
Hannibal Rosselli OFM de Qbservantia kam 1525 in Kalabrien /Königreich Neapel/ in einer adeligen Familie zur Welt. Um das Jahr 1546 nahm er an der Universität in Neapel das Studium der Philosophie auf. Dann verliess er die Heimat und trat 1555 dem Franziskanerorden in der Assiser Provinz bei. In den folgenden Jahren studierte er Theologie in Paris und Louvain; ein Jahr verbrachte er auch in Greenwich bei London. Nach dem Studienabschluss liess er sich 1571 in dem Franziskanerkloster Mons Sanctus bei Todi nieder, wo er 10 Jahre lang der wissenschaftlichen Arbeit im Bereich der Theologie nachgegangen ist. Er arbeitete an einer originellen Kommentarform Uber die - damals Hermes Trismegistos zugeschriebenen - Schriften. Trismegistos sollte der legendäre Vorgänger von alttestamentlichen Patriarchen und Propheten und der Autor der Werke "Pymander" und "Asclepius" gewesen sein. Diese Schiften wurden nach seinem Namen "hermetisch" genannt und waren im 15. Jh. von Marsiglio Ficino aus Florenz ins Lateinische übersetzt worden. Rosselli war von den Kommentaren Ficinis sehr angetan und wurde bald zum eingeschworenen Anhänger und Verfechter der florentinischen Irenik. Den Theologen-Humanisten folgend, sah er in den Werken des Pseudo-Hermes das erste Glied der sog. "prisca theologia", welches eine Basis zur Verständigung zwischen den verschiedenen konfessionell getrennten Theologien darstellen sollte. Sein Kommentar über die hermetischen Schriften "Pymander" und "Asclepius", den er in den Jahren 1571-1581 niederschrieb, umfasst zehn Bände. Er hob darin jene Punkte besonders hervor, die nach seiner Meinung von allen miteinander verfeindeten Konfessionen akzeptiert warden konnten. Diese Kommentare stellen zwar nur einen Bruchteil seines umfangreichen Werkes dar, ihnen kommt jedoch eine Sonderstellung zu, wobei als seine grösste Leistung der theologische und philosophische Kommentar zu den "Vier Büchern der Lehrmeinungen" von Petrus Lombardus gilt. In letzterem greift er das Gedankengut von Lombardus auf und untermauert es mit vielen zusätzlichen Argumenten aus der Lektüre griechischer und römischer Philosophen sowie aus der antiken Poesie.Als Rosselli mit seiner Arbeit am Kommentar zu "Pymander" und "Asclepius" fast fertig war, folgte er der Bitte des Provinzalministers der polnischen Franziskanerobservanten /hier Bernhardiner genannt/ Erazm Pęcicki und dem Wunsch des Generalministers Franz Gonzaga und begab sich 1581 nach Polen, um dort die posttridentinische Reform in der polnischen Provinz der Franziscaner durchzuführen, vor allem aber das Niveau des Ordensschule zu heben. Er begann damit, dass er an der Ordendsschule am Kloster des hl. Bernhardins aus Siena jeden Tag drei Stunden lang die "Lehrmeinungen" von Petrus Lombardus aus der Sicht des Duns Scotus kommentierte. Im gleichen Jahr nahm er Darüber hinaus die Vorlesungstätigkeit an der Theologischen Fakultät der Krakauer Universität zu Problemen des zweiten Buches der "Lehrmeinungen" auf. Ausser theologischen Vorlesungen hielt er auch Vortäge Uber philosophische Probleme. Parallel zu seiner Lahrtätigkeit bereitete er den Druck seines mehrbändigen Kommentars zu den "Lehrmeinungen" und zu den hermetischen Schriften unter dem Titel: "Pymander Mercurii Trismegisti" vor, die in Geiste einer versöhnlichen Irenik gehalten waren. Es gelang ihm aber nicht, die irenische Denkweise auf den polnischen Boden zu übertragen. Er konnte allenfalls finanzielle Unterstützung führender kirchlicher Persönlichkeiten für sein verlegerisches Vorhaben gewinnen. Zu seinen Mäzenen zählten der polnische König, Stefan Batory und der Primas Stanislaw Karnkowski. Die einzelnen Bände sind jeweils einer der grossen Persönlichkeit seiner Zeit gewidmet, so z. B. der Band I - dem Generalminister des Ordens, Franz Gonzaga; der Band II - Ferdinand Medici; der Band III - dem Grossherzog von Toscana Franz Medici; der Band IV - dem polnischen Primas, Kardinal Stanislaw Karnkowski; der Band V - dem polnischen König Stefan Batory; der Band VI /u.d.T. "Asclepius"/ - dem Erzbischof von Lemberg, Dan Dimitrij Solikowski; der Band IX - dem Kanonikus am Krakauer Dom Hieronymus Powodowski. Die übrigen fehlenden Bände /VII, VIII und X/ waren zwar druckfertig, erschienen jedoch nicht, auch die Manuskripte gingen verloren. Die ersten sechs Bände des "Pymander1’ erschienen dann noch einmal 1630 in Köln .in der Offizin des P. Cholinius, mitredigiert von F. Foix de Candal, einem klassischen Philologen. Rosselli stand in seiner Versöhnungsbereitschaft gegenüber anderen Konfessionen Erasmus von Rotterdam sehr nahe. Dennoch stiess er in Krakau auf keinen Widerstand, weder seitens seiner Mitbrüder noch seitens der Krakauer Professoren. Seine Widersacher, wie z.B. Podwodowski oder der Rektor der Universität, Jakub Görski, teilten zwar seine Einstellung nicht, begegnetem ihm aber stets mit grösser Freundlichkeit. Nicht ohne Bedeutung dürfte dabei der Umstand gewesen sein, dass Rosselli im Auftrag des Generalministers der Observanten nach Polen gekommen war und 1585 zum Generalkommissar und Visitator der polnischen Provinz zur Durchführung der tridentinischen Reform ernannt wurde. Im Bereich des Provinzkapitel in Warschau wurde 1585 eine Neuordnung des Studiums beschlossen und mit dem Lehrauf - trag jene Ordensbrüder betraut, die ihr Theologiestudium in Wilna abgeschlossen hatten. Rosselli machte sich einen Namen auch als Prediger. Zwei seiner Predigten sind uns in schriftlicher Form erhalten geblieben, die eine als Manuskript über die Auferstehung Christi aus dem Jahre 1582 /Ossolineum- Bibliothek, Hnds. 229, S. 123-129/, die andere wurde 1590 in Krakau u.d.T. "Oratio fuebralis ... in sepultra Stephani I Regis Poloniae. 1586" veröffentlicht. Die letztere hielt er bei der Bestattungszeremonie des polnischen Königs Bathory. Er soll auch bei der Krönung des Königs Sigismund III Waza gepredigt haben. Aus seiner Feder stammten weiters die uns heute nicht mehr erhaltenen Predigten für die Sonn-und Feiertage des Kirchenjahres /"Sermones de tempore et de sanctis"/. Er starb am 2. Febr. 1593 während einer Vorlesung im Kloster des hl. Bernhardin in Krakau und wurde unter dem Hauptalter der ersten gotischen Bernhardiner-Kirche beigesetzt. Die Grabtafel stiftete sein Schüler und späterer Freund, Hieronymus Powodowski, Kanonikus in Krakau. Diese wurde jedoch 1655 bei der Zerstörung der Kirche durch die Schweden vernichtet.
Downloads
Published
Issue
Section
License
Copyright (c) 2015 Wiesław Murawiec
This work is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 3.0 Unported License.
The author declares that he or she has full copyright to the work, and such copyright it is not limited to the extent applicable to this declaration, that the article is an original work and that it does not infringe any third-party rights.
The author agrees to a free-of-charge, non-exclusive and non-restricted use of the work by Pontifical University of John Paul II in Krakow i.e.:
- to record and duplicate: make copies of the work by means of printing, reprography, magnetic or digital storage;
- to circulate the original or the copies of the work (disseminate, lend or lease the original or copies thereof, publicly display, screen or make the work publicly available so that everyone is able to access it at the time and in place they wish to do so);
- to include the work in a compilation;
- the Pontifical University of John Paul II in Krakow may grant sublicenses Creative Commons Acknowledgement of authorship-Non-commercial use-Without derivative work 3.0 Poland
The Pontifical University of John Paul II in Krakow makes the work available on the Platform Periodicals belonging to the University, according to the licence Creative Commons Acknowledgement of authorship-Non-commercial use-Without derivative work 3.0 Poland. Accordingly, the author authorises all interested parties to use the work on the following conditions:
- the author and the title of the work will be listed,
- the place of publication (name of the periodical and an Internet link to the originally published work),
- the work will be distributed in a non-commercial way,
- no derivative works will be created.